Die Kiwi
Die unter dem Namen Kiwi bekannte Frucht gehört zu denjenigen exotischen Produkten, die erst relativ spät ihren Weg auf die europäischen Obst- und Gemüsemärkte fanden. Sie zählt zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgütern Neuseelands. Der Name Kiwi steht ursprünglich für einen auf Neuseeland beheimateten Laufvogel, der oft auch als Schnepfenstrauß bezeichnet wird. Er gilt als das Nationalsymbol Neuseelands, dessen Bewohner sich auch selbst gern Kiwis nennen. Wegen der farblichen Ähnlichkeit mit diesem Tier wurde dessen Name auf die sogenannte „chinesische Stachelbeere“ übertragen, die von Neuseeland aus ihren Siegeszug über die gesamte westliche Welt antrat. Sie ist heute vom Speisezettel der meisten Europäer nicht mehr wegzudenken.
Steckbrief eines neuseeländischen Exportschlagers
Die „chinesische Stachelbeere“ (lateinischer Name: Actinidia sinensis) ist die Frucht eines Strauches, der eine Höhe von bis zu 8 Metern erreichen kann. Der Anbau dieses Strauches erfolgt mit Hilfe von Gerüsten, die in der Regel 3–5 Meter hoch sind, und an denen sich diese Schlingpflanze ideal empor ranken kann.
Der Strauch zeichnet sich durch große Blätter und zweihäusige weiße Blüten aus. Die sich aus ihnen entwickelnden Früchte sind länglich oval, etwa 8 cm lang, und weisen eine braune, behaarte Schale auf. Das Innere der Frucht besteht aus einem grünen, saftigen und wohlschmeckenden Fruchtfleisch. Die kleinen schwarzen Samenkerne der Frucht sind ebenfalls genießbar.
Ihr Geschmack ist süß-säuerlich und erinnert entfernt an den von Brombeere und Stachelbeere. Die Kiwi hat einen sehr hohen Gehalt an Vitamin C (etwa 300 Milligramm pro 100 Gramm).
Ursprung und wirtschaftliche Bedeutung
Die Kiwi stammt ursprünglich aus China und gelangte erst 1906 auf das ozeanische Inselreich, wo sie bei der Bevölkerung großen Anklang fand. Diese Beliebtheit führte dazu, sie zunächst auf Versuchsfeldern anzubauen. Die klimatischen Bedingungen Neuseelands erlaubten bald ihren Anbau auf größeren Flächen. Gleichzeitig begann ihre Züchtung und Veredelung, die dazu führten, dass die Kiwi an Größe und geschmacklicher Qualität zulegen konnte. Schnell erkannten die neuseeländischen Züchter, dass sich mit der „chinesischen Stachelbeere“ eine Exportmöglichkeit bot. Da jedes neue Produkt sich besser vermarkten lässt, wenn es eine schlagkräftige Bezeichnung vorweisen kann, wurde dieser Frucht der Name des neuseeländischen Nationalsymbols verliehen. Zu Beginn der 50er Jahre wurden dann die ersten Kiwis in die USA exportiert. Die europäischen Ostimporteure ließen sich von dem florierenden Absatz auf dem amerikanischen Markt inspirieren und machten sie in der „alten Welt“ bekannt. Mitte der 70er Jahre gelangten die ersten Kiwis auf den deutschen Markt.
In den letzten 25 Jahren ist der neuseeländische Kiwiexport fast um das 200-fache gestiegen. Die Kiwi ist das Exportprodukt Nummer Eins der neuseeländischen Landwirtschaft. Weltweit stammt nahezu noch jede dritte verspeiste Kiwi aus Neuseeland, auch wenn das Inselreich unter den Exportländern nach Italien und China nur noch den dritten Platz einnimmt.
Deutschlands Hauptlieferant von Kiwis sind heute neben Italien auch Spanien und Frankreich.
Das Hauptanbaugebiet „Bay of Plenty“
Der Entdecker Neuseelands, der britische Seefahrer James Cook, bezeichnete, verblüfft von der üppigen und eindrucksvollen Vegetation, den Ort seiner Landung als Bay of Plenty, Bucht des Überflusses. Diese Bucht befindet sich auf der Nordinsel und ist gleichzeitig der Name für die gesamte sie umgebende Region. Das subtropische und das feuchte Klima ist für den extensiven Anbau der Kiwi-Frucht hervorragend geeignet. An der Erzeugung sind sowohl kleine bäuerliche Wirtschaften als auch große Farmen beteiligt, die von der Regierung unterstütz werden, allerdings nicht mit einer so großzügigen Subventionspolitik wie in Europa.
In der Bay of Plenty befinden sich auch viele Konservenfabriken für die Verarbeitung von Kiwis und anderen Produkten der Region.
Genuss und Verarbeitung
Die Kiwi eignet sich wegen ihrer handlichen Form, ihrer dünnen Schale und ihres weichen Fruchtfleisches sehr gut zum Auslöffeln, was sicher die beliebteste Art ist, sie zu genießen. Zudem wird sie gern zur geschmacklichen Verfeinerung von Obstsalaten, Desserts und Fruchtcocktails verwendet.
Ihre industrielle Verarbeitung geschieht weitgehend in Form von Obstkonserven, Marmeladen und Konfitüren. Auch ein wohlschmeckender Wein lässt sich aus den Früchten keltern.
Problematisch ist die Verwendung von frischen Kiwis mit Milchprodukten, da sie in dieser Verbindung ein Enzym entwickeln, das die entstandenen Produkte bitter macht. Zum Backen und zur Herstellung von Obstquark und Obstjoghurt kann dieses Enzym jedoch durch Erhitzen der Früchte unschädlich gemacht werden.